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Albaöl und das Gehirn

Schwangerschaft: Fehlen die Omega-3-Fettsäuren, erhöht sich das Risiko einer Depression

Eine optimale Ernährung spielt in der Schwangerschaft eine wichtige
Rolle, denn das Kind im Bauch fordert seinen Tribut. Viele Frauen leiden gerade in dieser Zeit unter Depressionen, man spricht dann von so genannten Schwangerschaftsdepressionen. Dass die Fettsäure dabei eine wichtige Rolle spielt, hat jetzt der US-Wissenschaftler Dr. Joseph R. Hibblen aus Rockville/USA herausgefunden. Er untersuchte 14 000 Schwangere, und seine Studien haben ergeben, dass die Omega-3-Fettsäure im Zusammenhang mit den Depressionen eine wichtige Rolle spielt: Sind die Reserven dieser wertvollen Fettsäure aufgebraucht, verdoppelt sich das Risiko einer Depression während und auch nachder Schwangerschaft. Der Grund: die mit der mütterlichen Nahrung aufgenommene Fettsäure wandert sofort zum Fötus zugunsten seiner optimalen neurologischen Entwicklung. Da diese Fettsäure vom Körper nicht selbst gebildet werden kann, leeren sich die mütterlichen Reserven bald, was das Risiko für depressive Symptome in die Höhe treibt.

(Quelle: ALSPAC-Studiengruppe, Dr. J.R. Hibblen/USA, Rockville)

Fischöle: Omega-3 Fettsäuren fördern bei Neugeborenen die Entwicklung von Auge und Gehirn

Fischöl für Säuglinge?

Mehr als 250 Wissenschaftler besuchten einen von der American Heart Association (AHA) in Houston, Texas, veranstalteten Kongreß, bei dem im Zusammenhang mit den in Fischöl enthaltenen Omega-3 Fettsäuren wichtige neue Forschungsergebnisse vorgestellt wurden. Seit bei den hauptsächlich von Fisch lebenden Eskimos auf Grönland und in Alaska besonders niedrige Raten von Arterienverkalkung und Herzinfarkten festgestellt wurden, gelten die hauptsächlich im Filet von Kaltwasserfischen vorkommenden Omega-3 Fettsäuren sozusagen als natürlicher Schutzfaktor für das Herz. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer des AHA-Kongresses daher von zwei Vorträgen, die - unabhängig von dieser schon lange diskutierten positiven Wirkung auf Herz und Kreislauf - auf die Wichtigkeit einer ausreichend hohen Zufuhr der Omega-3 Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) für Foeten und Neugeborene hinwiesen. Unter der Leitung von Professor Ricardo Uauy, Universität von Chile, beschäftigte sich eine Forschergruppe mit dem Einfluß von Omega-3 Fettsäuren auf die Entwicklung des kindlichen Auges, bzw. bestimmter zur Verarbeitung der Seheindrücke wichtigen Zentren der Hirnrinde. Dabei zeigte sich, daß die Omega-3 Fettsäuren unbedingt für eine optimale Entwicklung der menschlichen Netzhaut und die Reifung der Sehzentren des Gehirns erforderlich sind. Dies führt in den USA bereits dazu - so war am Rande der Veranstaltung zu hören - daß die erforderlichen Fischöle bestimmten Baby-Fertignahrungen zugesetzt werden. Und Dr. Susan E.Carlson, Universität von Tennessee, Memphis, bestätigte aufgrund eigener Untersuchungen, daß mit DHA angereichert Babynahrung bei Frühgeborenen tatsächlich zu einer verbesserten Sehfähigkeit führt. Dr. Robert E. Anderson, Cullen Eye Institute, Houston, hatte den Fettsäurestoffwechsel der Netzhaut im Detail untersucht und konnte feststellen, daß bestimmte Strukturen bis zu 50% DHA enthielten. Sobald der Körper nicht genügend Omega-3 Fettsäuren zugeführt erhält, kann zumindest der erwachsene Organismus in einer Art Recycling bereits verbrauchtes DHA wieder für andere Netzhautstrukturen nutzbar machen.

Andere Wissenschaftler hatten die heute ebenfalls als sehr wichtig angesehene Frage untersucht, ob die beiden wichtigsten Omega-3 Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) in der Lage sind, die für die oft verhängnisvolle Aterioskleroseentwicklung so wichtigen freien Radikale zu neutralisieren. Hier stellte Professor M. Lagarde, Lyon, eine Studie vor, aus der klar hervorging, daß sowohl EPA, als auch DHA die Fähigkeit der Blutzellen deutlich erhöht, mit freien Radikalen fertig zu werden. Beide Fettsäuren haben aber noch eine andere wichtige Wirkung: Professor George E. Billmann von der Ohio State University, Columbus, konnte außerdem nachweisen, daß die Omega-3 Fettsäuren gefährliche Herz-rhythmusstörungen verhindern können, die oft zum plötzlichen Herztod führen. Insbesondere können sie das gefürchtete Muskelzittern der Herzkammern verhindern - die Ärzte bezeichnen diese blitzschnellen Muskelkontraktionen, bei denen das Herz nicht mehr in der Lage ist genügend sauerstoffreiches Frischblut in den Körper zu pumpen, als Herzflimmern.

Richtige Ernährung bei Depressionen: Reichlich Fisch...

...und Kohlenhydrate lindern die Beschwerden - heilen können sie jedoch nicht

Eine ausgewogene, kohlenhydratreiche Ernährung mit reichlich Fisch ist die beste Kost, um schlechter Laune und Depressionen vorzubeugen. Zu diesem Ergebnis kommen weltweit mehrere Studien verschiedener Wissenschaftler. Eine Heilung bei schweren Depressionen hält der Großteil der Forscher jedoch für unwahrscheinlich, weil die Wirkung der Nahrung auf das Gehirn zu schwach ist. Untersuchungen mit Fisch und Komponenten des Fischöls zeigen dennoch, dass damit sogar schwere Depressionen gelindert werden können.

Sauer macht lustig, Bananen machen glücklich und Schokolade auch. Der Volksmund hält viele Ratschläge parat, um Trübsal zu vertreiben. Doch die Wissenschaft konnte für keines dieser Lebensmittel belegen, dass sie dauerhaft die Stimmung aufhellen. Zwar finden sich sowohl in Schokolade als auch in Bananen Stoffe, die die Glückshormone auf Trab bringen. Doch ist es unmöglich, so viel davon zu essen, dass dauerhaft ein Effekt auf das Gemüt erzielt wird.

Dagegen mehren sich nun Studien, wonach eine insgesamt sehr eiweißarme und zugleich kohlenhydratreiche Kost mit reichlich Fisch Menschen langfristig fröhlicher und ausgeglichener macht. "Menschen, die sich immer wieder niedergeschlagen fühlen und an Stimmungsschwankungen leiden, geht es mit einer solchen Diät nachweislich besser", erläutert der Psychologe Rob Markus von der Universität Maastricht gegenüber ddp.

In einer Untersuchung gab Markus fünfzig psychisch labilen Personen entweder eine kohlenhydratarme, eiweißreiche Ernährung oder eine kohlenhydratreiche, eiweißarme Kost. Dann ließ er beide Gruppen Mathematikaufgaben bei starkem Lärm lösen. Die kohlenhydratreich ernährten Probanden reagierten deutlich gelassener. In ihrem Speichel fanden sich überdies etwa 15 Prozent niedrigere Werte des Stresshormons Cortisol.

Eine ausgewogene Kost mit viel Obst und Gemüse, aber wenig Käse, Fleisch oder Nüssen stabilisiert labile Menschen, lautet das Fazit des Forschers. Auch Volker Pudel, Professor für Ernährungspsychologie der Universität Göttingen, bestätigt diese Befunde. "Nach einer Woche beobachteten auch wir in Studien einen positiven Effekt auf das Gemüt. Die Kohlenhydrate machen den Weg frei für den Stoff Tryptophan", erläutert er im Gespräch mit ddp. Aus Tryptophan wird im Gehirn der Botenstoff Serotonin aufgebaut, der glücklich macht und gebraucht wird, um Stress zu bewältigen. Bei depressiven Menschen mangelt es an Serotonin im Gehirn.

Menschen mit schweren Depressionen können jedoch mit einer kohlenhydratreichen Diät nicht geheilt werden, warnen die Forscher einhellig. "Dazu ist der Einfluss der Kost auf das Gehirn zu schwach. Sie wirkt keinesfalls wie ein Medikament", betont Pudel. Denkbar sei allenfalls, dass eine schwache Besserung eintritt, entgegnet Markus. Das wird derzeit in einer Studie geprüft.

Immerhin ist der Übergang fließend zwischen Menschen mit schweren Depressionen und solchen, die sich nur hin und wieder niedergeschlagen fühlen. Eine schwere Depression liegt dann vor, wenn sich der Betroffene über mehr als zwei Wochen zutiefst traurig, lustlos, müde, schuldig und appetitlos fühlt oder Symptome wie innere Leere und Sehnsucht nach dem Tod empfindet.

Dass die Ernährung schwere Depressionen zumindest lindern kann, belegen Studien des amerikanischen Forschers Joseph Hibbeln. Er untersucht seit Jahren den Einfluss von Fisch auf den Gemütszustand. Je mehr Fisch verzehrt wird, desto seltener werden in einem Land Depressionen beobachtet: So gibt es in Ländern wie Japan oder Taiwan rund 60 Mal weniger Depressive wie in Deutschland oder Kanada. Auch die Selbstmordraten liegen in den asiatischen Ländern entsprechend niedriger.

In mehreren Studien wurde nun Fischöl, insbesondere die Omega - 3 - Fettsäuren des Fisches, gegen Depressionen und psychische Störungen getestet. So verabreichte die Sheffield University 70 depressiven Patienten hohe Dosen einer Omega - 3 - Fettsäure. Die Personen hatten auf gängige Anti- Depressiva nicht angesprochen. In mehr als zwei Drittel der Fälle besserte sich der Zustand und die Abstände zwischen den Phasen schwerer Niedergeschlagenheit dehnten sich aus.

Worauf der Einfluss des Fisches auf das Gemüt beruht, ist jedoch nicht vollständig geklärt. Hibbeln meint: "Das menschliche Gehirn besteht mitunter aus essentiellen Fettsäuren, darunter auch der Omega - 3 - Fettsäure. Und die Wände der Nervenzellen bestehen daraus." Auch der Glücksbotenstoff Serotonin und die Fettsäure scheinen miteinander verknüpft zu sein. Depressive Menschen mit einem Mangel an Serotonin haben häufig auch einen Mangel an Omega - 3 - Fettsäure. Umgekehrt konnte an Schweinen nachgewiesen werden, dass der Serotonin-Spiegel ansteigt, wenn sie reichlich Omega-3-Fettsäuren ins Futter bekommen.

Derzeit laufen knapp ein Dutzend weitere klinische Studien, die den Einfluss von Fischöl-Komponenten auf Depressionen untersuchen. Doch auch ohne die Ergebnisse zu kennen, steht heute zumindest fest: Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und Obst, regelmäßig Fisch und Olivenöl schützt vor schlechter Laune und Depressionen.